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1. Theil 3 - S. 236

1880 - Stuttgart : Heitz
236 Neue Geschichte. 2. Periode. England. rühmte petition of rights die königliche Bestätigung aller bisherigen Freiheiten der Nation durch. Damit hatte die Opposition festen Boden gewonnen, von welchem aus sie gegen die inconstitutionellen Forderungen des Königs gesetzlichen Widerstand erhob, wie z. B. H a m p den gegen die Auslage des Schiffsgeldes. Karl beschloß deshalb, lieber ganz ohne Parlament zu regieren. Er löste es auch wirklich auf und regierte 11 Jahre lang ohne dasselbe. Es ging auch so ziemlich, weil er gerade einen trefflichen Minister (Graf Strafford) hatte und keinen kostspieligen Krieg zu führen brauchte; denn in England war schon damals die Einrichtung, daß der König keine neuen Abgaben vom Volke verlangen durfte, die das Parlament nicht bewilligt hatte. Aber es war, als wenn der König recht darauf ausginge, sich um die Liebe seiner Unterthanen zu bringen. Bisher hatten die Engländer und Schotten Gott mit echt evangelischer Einfachheit verehrt. Aber Karl war dem katholischen Gottesdienst weit mehr geneigt, weil er eine katholische Gemahlin hatte, Hen- riette Maria, Tochter Heinrichs Iv., und als ihm ein unverständiger Erzbischof (Laud) den Vorschlag machte, eine neue Liturgie einzuführen, welche in Annäherung an die katholischen Gebräuche die Sinnlichkeit mehr beschäftigte und mehr Ceremonien enthielte, so gab er dazu gleich seine Einwilligung. Darüber entstand nun eine gewaltige Bewegung im Reiche; denn nichts läßt sich der Mensch weniger nehmen, als das Recht seines Glaubens. Ueber-Haupt war damals die Sekte der Resormirten in beiden Reichen besonders stark, und mit großem Abscheu erklärten sie sich gegen alle Neuerungen, welche die Einfachheit des Gottesdienstes zerstörten. Sie nannten sich Puritaner, d. i. Freunde der Reinheit der Kirche. Dennoch setzte Karl seinen Willen in England durch und entfremdete sich dadurch vollends alle Gemüther. — Nun sollte die neue Liturgie auch in Schottland eingeführt werden. Aber gleich bei dem ersten Versuche wurde der Bischof vom Volke in Edinburg beinahe gesteinigt, und da der König dennoch auf der Einführung bestand, so verfaßten alle puritanischen Schotten eine Schrift, den Covenant (1638), in welcher sie erklärten, sie würden nimmermehr ihre väterliche Religion sich nehmen lassen. Sie gingen noch weiter: sie warben Truppen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Karl erschrak; er hatte kein Geld und nur ein schlechtes Heer, und mußte also nachgeben. Aber bald schämte er sich wegen hieser Nachgiebigkeit. Er beschloß, Gewalt zu. brauchen, und um

2. Theil 3 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. dem Wege zu räumen; ja, man munkelte selbst, daß Maria von Medicis darum gewußt habe. — Heinrich war erst 56 Jahre alt, als er seinen weitsichtigen Plänen durch den Tod entrissen ward. Doch hat er den Grund gelegt zu der wohl eingerichteten, alle ihre Kräfte auf einen Mittelpunkt hinleitenden Monarchie, welche Frankreich von da ab auf lange Zeit das Uebergewicht in Europa verschaffte. Er war der Erste, welcher die Idee faßte; durch Herstellung eines Gleichgewichts der Mächte den Frieden Europas dauernd herzustellen und so das Ideal eines wahrhaft christlichen Kaiserthums zu verwirklichen. Heinrich Iv. war, wie gesagt, aus der Familie der Bourbons, zu welcher bis zur ersten Revolution alle ihm nachfolgende Könige gehört haben. Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig Xiii. (1610—43), über dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist seines Vaters ruhte nicht auf ihm. Er war ein persönlich unbedeutender König, der seinen klugen Minister, den Cardinal Richelieu, ganz regieren ließ, so daß eigentlich dieser, nicht der König, als der Beherrscher Frankreichs zu betrachten war. 96. Die Kaiser Ferdinand I., Maximilian Ii. und Rudolph Iii. Ferdinand I., der nach seines Bruders Karls V. Niederlegung der Krone deutscher Kaiser wurde, regierte von 1556—64 lobens-würdig. Den großen Geist seines Bruders hatte er zwar nicht, dasür war er aber milder, gütiger und duldsamer, und dieser Sinn war allerdings der Ausbreitung der evangelischen Lehre sehr förderlich. Er machte ihm um so mehr Ehre, als er im Herzen ein sehr eifriger Katholik war und die Lehre der römischen Kirche für die wahre christliche Religion hielt. Auch in seinen Erblanden fand die evangelische Lehre immer mehr Eingang; selbst die Geistlichen, die wegen der schlechten Bildungsanstalten, die sie im Oestreichischen fanden, zum Theil in Wittenberg ftubirt hotten, suchten sie möglichst auszubreiten. Aber gegen keinen Andersdenkenden erlaubte sich Ferdinand eine Härte; nur durch freundliches Zureden suchte er sie zu bewegen, zur alten Kirche zurückzukehren, und behaupteten sie, daß ihr Gewissen es ihnen verbiete, so ließ er sie gewähren. Gern hätte er den Papst bewogen, den Abendmahlskelch und die Priesterehe zu gestatten; aber nur das erstere konnte er erlangen, und selbst dies wurde bald wieder

3. Theil 4 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Kaiserpaares nach Italien und im Mai 1857 nach Ungarn verallgemeinert. Dieselben kirchlichen Tendenzen, welche wir am Schluß des 140. Abschnittes zu bemerken hatten, traten in Oestreich, wo die römische Kirche längst die bevorrechtete war, um so energischer hervor, jemehr die Regierung in ihrer Begünstigung eine Grundsäule ihrer eigenen Sicherung zu finden meinte. Es wurden Verhandlungen zum Abschlüsse eines Concordats eingeleitet und am 18. August 1855 wurde dasselbe abgeschlossen. Die kirchliche Partei begrüßte es mit überschwänglichem Jubel, während es bei einem großen Theile der Bevölkerung, nicht bloß der katholischen, mannigfache Besorgnisse erweckte. Der Kirche war durch das Coneordat eine fast unbedingte Machtfülle eingeräumt; sie erhielt die Herrschaft über die Schule, also über die Volkserziehung; der umfassendste Einfluß auf das bürgerliche und öffentliche Leben war ihr bewilligt. Die bei der Ausführung des Concordats sich ergebenden Schwierigkeiten und Differenzen sollten durch eine im Jahre 1856 in Wien abgehaltene Conserenz von Bischöfen ausgeglichen und Vorschriften über die Ausführung aufgestellt werden. Eine höchst bedeutsame Stellung nahm Oestreich in der inzwischen aus-die Tagesordnung gebrachten orientalischen Frage ein, welche wir indeß unten in einem besondern Abschnitt behandeln. 142. Frankreich unter Ludwig Napoleon; Rußland und England. In keinem Lande Europas hatte die Revolution des Jahres 1848 eine so tiefe Zerrüttung hervorgebracht, wie in Frankreich; kein Volk war so schnell von seiner vermeintlichen Höhe der Civilisation und Nationalehre zu einer so tiefen Erniedrigung und Entwürdigung herab gesunken. Frankreich war im Februar 1848 durch den kühnen Handstreich eines demokratischen Haufens plötzlich in eine Republik verwandelt worden, und durch die demokratische Herrschaft weniger Monate wurde das Land so zerrüttet, entkräftet und besonders so demoralisirt, daß es sich nicht so bald aus dieser Ohnmacht wieder zu erheben und die freie Selbstbestimmung wieder zu gewinnen vermochte. Die gemeinsame Gefahr vereinigte aber alle besseren Kräfte zu einer sogenannten großen Ordnungspartei, welche allen Umsturzbestrebungen der Demokratie und allen offenen Schilderhebungen der „rothen Republik" mit Energie entgegentrat.

4. Theil 4 - S. 182

1880 - Stuttgart : Heitz
182 Neueste Geschichte. 2. Periode. England. (monster-meetings) z bei welchen oft 100,000 Personen durch die Rede des großen Agitators begeistert wurden; zugleich aber besaß er die seltene Kunst und den festen Willen, diese großen Massen von ungesetzlichen Schritte» zurückzuhalten, wodurch die Bewegung nur um so imposanter wurde. Es gelang ihm, für die Irländer, besonders in Bezug auf die Abgaben, welche die dortigen Katholiken an die anglikanische Kirche zu entrichten hatten, große Erleichterungen zu erreichen. Während aber die Whigs seinen Forderungen in vieler Beziehung nachzugeben geneigt waren, fürchteten die Tories, daß dadurch die Macht der anglikanischen Kirche zu Gunsten des Papstthums geschwächt werden möchte, und gründeten, um der Agitation O'connels Widerstand zu leisten, die sogenannten orangistischen Verbindungen (Orange-Logen), welchen es in der That gelang, den verlangten Aenderungen Einhalt zu thun. O'connell begann nun noch einmal die alte Agitation: in neuen Riesenversammlungen reizte er den Nationalhaß der Irländer gegen die Sachsen bis zur höchsten Erbitterung. Im ganzen Lande entstand eine gefahrdrohende Bewegung: die irländischen Pächter verweigerten den englischen Grundherren den Zins und stellten ihnen nach dem Leben, rachedürstende Schaaren von Irländern durchzogen bewaffnet das Land und verbrannten die Schlösser der abwesenden Reichen. Alle Mittel der Beruhigung, welche England ergriff, selbst die großartigsten mildthätigen Sammlungen zur Milderung des Elends in Irland vermochten die erregten Gemüther nicht zu beruhigen. Zwar starb O'connell im Jahre 1847, und nach ihm ist kein anderer Agitator in derselben Weise der Leitstern und Mittelpunkt der Nation gewesen; aber die Unruhen dauerten besonders in Folge der schrecklichen Mißernten jener Jahre auf die fürchterlichste Weise fort lind arteten zuletzt in einen Zustand gänzlicher Gesetzlosigkeit aus. Nur mit großen Anstrengungen gelang es den militärischen Kräften Englands, den Aufstand zu dämpfen. Auf König Wilhelm Iv. in England folgte 1837 die Königin Victoria, welche, wie ihr Gemahl der Prinz Albert von Coburg, sich bald die größte Liebe des englischen Volks erwarb. Die revolutionären Bewegungen, welche im Jahre 1848 das ganze Festland Europas ergriffen haben, gingen an dem britischen Insel-reich fast spurlos vorüber, und die englische Regierung konnte deshalb um so eher ihr altes Ansehen, welches sie fast bei allen Streitigkeiten zur Theilnahme an der Entscheidung und Vermittelung beruft, aufrecht erhalten und vermehren. Dabei war sie frei-

5. Theil 4 - S. 401

1880 - Stuttgart : Heitz
Das ökumenische Concil in Rom und das Ende des Kirchenstaates. 401 sehen und dabei den Glanz und die Würde des Pontificats zu zeigen. Ein solches Fest war die Feier des 1800jährigen Gedenktages der Kreuzigung des Apostels Petrus, 20. Juni 1867; ein andres das 50jährige Priesterjubiläum Pius Ix. Die bei diesen Veranlassungen ihm kundgewordene Verehrung und Ergebenheit gegen seine Person führten ihn zu der Ueberzeugung, daß es ihm gelingen werde, die Macht des Papstthums auf ihren Gipfel zu erheben. Seine Meinung von der Aufgabe der Kirchengewalt gegenüber dem Zeitgeiste und der modernen Culturbewegung, wie er sie 1864 in der Encyklika und dem Syllabns*) ausgesprochen hatte, erfüllte ihn mit dem Vorsatze, inmitten der überall wankenden Autorität des Bestehenden das unerschütterliche Ansehen des römischen Stuhles festzustellen. Mit diesen Plänen verschwisterte sich der Einfluß der Jesuiten. Am 29. Juni 1868 erschien eine Bulle, in welcher Pius Ix. ein allgemeines, d. H. ökumenisches Concil, zum 8. December 1869 nach Rom einberief. Auch an die orientalische Kirche und an die Protestanten erging eine Einladung zu diesem Concil. Daß hier das Dogma von der Jnfallibilität des Papstes beschlossen und besiegelt werden solle, wurde durch die Erklärungen der Jesuiten im Frühjahre 1869 zweifellos gemacht. Der Eindruck dieser Berufung und des ihr gesteckten Zieles war ein sehr verschiedener. Ein Theil der öffentlichen Meinung belächelte oder verspottete das Unternehmen als in unsrer Zeit völlig wirkungslos; andre Stimmen, vor allen die des Stiftspropstes Döllinger in München, eines berühmten katholischen Theologen, erklärten sich kräftig gegen die Zulässigkeit einer solchen kirchlichen Neuerung. Der bairische Minister, Fürst Hohenlohe, beantragte Conserenzen der Regierungen, um die der bürgerlichen Ordnung und der Souveränetät der Staaten drohenden Störungen abzuwenden, aber die Regierungen ließen nach dem Vorgänge des östreichischen Ministers von Beust diesen Antrag fallen. Eine im September 1869 in Fulda abgehaltene Versammlung der deutschen Bischöfe machte auch ihrerseits warnend aufmerksam auf die Gefahren, welche sich für die Einheit der katholischen Kirche und für den Frieden mit dem Staate aus dem neuen Dogma entwickeln würden. *) Es sind dies zwei Schriftstücke, in welchen der Papst die ganze Entwickelung der gegenwärtigen Cülturzustände, fast alle geistigen Errungenschaften der letzten Jahrhunderte als Irrthümer verurtheilt und verdammt. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 26

6. Theil 4 - S. 405

1880 - Stuttgart : Heitz
-Das ökumenische Concil in Rom und das Ende des Kirchenstaates. 405 liche Fragen nach den Nachrichten über den zwischen Deutschland und Frankreich ausgebrochenen Krieg durch die Versammlung. Weitreichende Gedanken und Pläne im Vatican knüpften sich an die entfalteten Fahnen Frankreichs. Um so schwerer schmetterten die rasch sich folgenden Niederlagen der französischen Armeen und der Sturz Napoleon Iii. bei Sedan jene Hoffnungen nieder. Das Königreich Italien hatte bei dem Ausbruche des Krieges seine Neutralität erklärt, aber als die französische Besatzung den Kirchenstaat verlassen hatte und in Paris die Republik an die Stelle des Kaiserthums getreten war, zog die italienische Regierung ein Heer an der römischen Grenze zusammen unter dem Oberbefehl des Generals Cadorua. Am 8. September wurde die Grenze überschritten. Unterhandlungen, welche man mit Pius Ix. anzuknüpfen versuchte, wurden zurückgewiesen. Nun rückten die, italienischen Truppen vor Rom und zwangen die Stadt nach einer dreistündigen Kanonade zur Capitulation, 20. September. Die Bevölkerung des Kirchenstaates entschied darauf durch ein Plebiscit über den Anschluß an das Königreich Italien. Er wurde am 3. October mit 153,681 Stimmen gegen 1507 verlangt, worauf Victor Emanuel die Einverleibung des Kirchenstaates mit dem Königreich anordnete. Jetzt war die Vereinigung Italiens vollendet. Dem Papste blieb völlige Unabhängigkeit in Ausübung seiner kirchlichen Macht zugesichert, er behielt den Besitz des Leoninischen Stadttheiles mit dem Vatican und die- Stellung eines Souveränes mit einem Jahreseinkommen von 3,225,000 Lire (967,500 Thaler). Dieses Aufhören des Kirchenstaates und damit zugleich der weltlichen Gewalt des Papstthumes machte auch selbst in jenen Tagen, wo der Krieg in Frankreich die Gemüther beschäftigte, einen heftigen Eindruck in der katholischen Kirche. Der Papst schleuderte seinen Bannstrahl über Victor Emanuel; er betrachtete sich als einen Gefangenen in seinem Vatican. Die zu straff gespannten Ansprüche des päpstlichen Machtgebietes würden auch im gewöhnlichen Lauf der Dinge den ihnen entgegenstehenden Widerstand nicht überwunden haben, nun war unerwartet und jählings unter höherer Lenkung der Pfeiler, an welchen sich der weltliche Besitz des Papstthums noch stützte, das uapoleouische Kaiserthum, zusammengebrochen, und mit ihm sank auch jenes geistliche Staatswesen, das älteste unter den Staaten Europas, zu. Boden. —

7. Theil 4 - S. 377

1880 - Stuttgart : Heitz
Der norddeutsche Bund. Die süddeutschen Staaten. 377 traten, man übte Nachsicht, wo alten Gewohnheiten nur schwer entsagt wurde. Besonders beschwersich erschien die Einführung der preußischen Steuergesetzgebung und des Gerichtsverfahrens, auch in kirchlichen Dingen regten sich Klagen. Während die Anhänger der römischen Kirche in den Annexionen mit dem eingetretenen Wechsel zufrieden waren, äußerten sich in den lutherischen Kirchengemeinden Bedenken gegen die Autorität des unionistischen Ober-cousistoriums in Berlin. Es hatte sich überhaupt durch die lange Zerklüftung Deutschlands der Sinn für das kleine, vereinzelte Leben und die Befriedigung an staatlicher Selbständigkeit, ob sie auch nur ein Schein war, in hohem Grade ausgebildet (Particularis-mus). Die gänzliche Ueberwindung solcher Stimmungen und Gewohnheiten mußte der Zeit und dem Einfluß eines wahrhaft nationalen Geistes überlassen werden. Widerwärtig aber erschien der halb offenkundige, halb versteckte Widerstand, wie er sich unter der Bezeichnung „welfische Umtriebe" in Hannover zeigte. Diese Umtriebe waren es, welche, wie oben angedeutet ist, auch vor Verbindungen mit dem Auslande, ja dem Landesverrath nicht zurückschreckten. Preußen hatte den depossedirten Fürsten ansehnliche Entschädigungssummen zugewiesen; 16 Millionen Thaler hatte der frühere König von Hannover erhalten, für jetzt allerdings nur die Zinsen jener Summe. Denn dieser entthronte Fürst, von jeher einer übermäßigen Vorstellung von der Bedeutung seines Königthumes und seines Welfenreiches hingegeben, hielt auch jetzt in seinem Aufenthalte zu Hietzing bei Wien mit unbeugsamer Seele an der Herbeiführung seiner Wiedereinsetzung fest und wurde in Entwürfen und Bemühungen dafür nicht müde. Französische Hülfe war seine Aussicht, die Zertrümmerung des norddeutschen Bundes und die Demüthigung Preußens sein Streben. Um diese Ziele p erreichen machte er, auch in Paris, die heftigsten Anstrengungen. Seine Gemahlin, die Königin Marie, war in dem Schlosse Marienburg bei Hannover zurückgeblieben. Um diese Zeit begann man die geheime Organisation einer Welfenlegion, welche bei dem Ausbruche des erwarteten Krieges den König Georg auf den Thron zurückführen sollte. Aber der preußischen Regierung blieben solche Umtriebe nicht verborgen; die Königin Marie wurde veranlaßt, Hannover zu verlassen; die Legionäre suchten Zuflucht in den Niederlanden, mußten sich aber nach der Schweiz begeben und gingen endlich nach Frankreich. Hier hat die welfische Legion bis zum Februar 1870 bestanden; als der Exkönig aufhörte, die Unter-

8. Theil 4 - S. 385

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Italien. 385 von Anfang her von Intriguen umspannte und den Widerstand nicht genügend berechnende Unternehmen war gescheitert Garibaldi selbst wurde auf dem Rückwege nach Florenz wiederum verhaftet, aber nach einigen Wochen gestattete man ihm, da er erkrankt war, die Rückkehr nach Caprera. Hier in seiner Zurückgezogenheit verblieb er, bis ihn im deutsch-französischen Kriege seine Theilnahme für die Vertheidigung der Republik auf den dortigen Kriegsschauplatz zog. Die königlichen Truppen verließen den Kirchenstaat, während die französischen zwar nicht in Rom selbst, aber doch auf römischem Gebiet in Civitavecchia stehen blieben. Diese Intervention und fortdauernde Occupation trug nicht wenig dazu bei, die bisher so lebhafte Stimmung für Frankreich abzukühlen. Und wenn die Besitznahme Roms auch jetzt mißlungen war, so blieb doch Rom als die Hauptstadt Italiens das Ziel der Gedanken. Auch außer dieser römischen Angelegenheit hatte die italienische Regierung, deren Minister-Präsidenten in diesen Jahren Ricasoli, Ratazzi, Meuabrea und Lanza waren, große und schwere Aufgaben durchzuführen. Die Verschmelzung so vieler, bisher völlig getrennter, ja sogar eifersüchtig einander gegenüber stehender Landestheile zu einem Ganzen, die Beftiedignng bedeutender, gleichzeitig herandringender Bedürfnisse, die daraus entstehende drückende Finanznoth erforderten eine nie versagende Kraft und Gewandtheit, Besonnenheit und Ausdauer seitens der Regierung. Dazu kam noch die mangelnde Beruhigung der Zustände. Noch waren die Italiener in zwei sich gegenseitig ausschließende Lager geschieden: Anhänger des Alten, vornämlich in Beziehung auf kirchliche Verhältnisse und Anhänger des Neuen, oft so ungestüme Freunde des nationalen Aufschwunges, daß ihnen nicht selten die Regierung noch zu langsam ging. Daher die sich wiederholenden Ausbrüche von Unruhen in Unteritalien und Sicilien, daher die Auflehnung gegen manche Maßregel der Regierung, sowie auch die anarchischen Bewegungen in Mittel- und Oberitalien, daher auch der seltsame Contrast zwischen den Beweisen lebhafter Anhänglichkeit an die römische Hierarchie und zwischen den Wuthausbrüchen gegen die Geistlichkeit, wie sie 1868 in den Kirchen zu Padua und bei der Frohnleichnams - Prozession in Venedig sich ereigneten. Die versöhnende Macht der Zeit und der wachsenden Einsicht in die Bedingungen nationaler Wohlfahrt hatten in Italien noch viele Schwierigkeiten zu überwinden und auszugleichen. Erfreuliche Zeichen der erstarkenden Selbständigkeit waren der begeisterte Em- Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 25

9. Theil 4 - S. 455

1880 - Stuttgart : Heitz
Der russisch-türkische Krieg 1877/78. Der Friede zu Berlin. 455 kischen Bevölkerung bis zu den höchsten Würdenträgern hinauf bestanden zwei Parteien: die Reformpartei, welche die Nothwendigkeit der Reformen begriff und dieselben einführen wollte; ihr gegenüber die alttürkische Partei, welche eine Gleichstellung der unterworfenen Christen mit den Türken zurückwies. Mit diesen nationalen Ansichten und Absichten verschwisterte sich die Verschiedenheit der politischen Rücksichten. Die Freundschaft Rußlands war das Ziel der einen Partei, die andre neigte sich zu England hin. Doch wogten diese Gegensätze fast nur in den der Regierung nahestehenden Kreisen herüber und hinüber; die Masse der türkischen Bevölkerung blieb entweder völlig theilnahmlos gegen politische Erwägungen, oder sie blickte mit offenkundigem Haß auf alle Fremden hin. England hätte in dieser Zeit durch energische Mitwirkung für die Reformen den drohenden Krieg wohl noch verhindern können, allein dies geschah nicht; es sprach vielmehr die Meinung aus, daß man es vermeiden müsse, den türkischen Kaiser zu drängen; es müsse Zeit gelassen werden, die Reformen zu vollenden. Rußland dagegen wollte eine längere Verzögerung nicht zugeben, es beharrte bei der Forderung einer ungesäumten Verbesserung der Lage der christlichen Bevölkerung in der Türkei und nahm eine immer ernstere Haltung an. Auch die begleitenden Ereignisse trieben vorwärts im kriegerischen Sinne. Montenegro und der Fürst Milan von Serbien hatten am 2. Juli der Türkei den Krieg erklärt, aber sie führten ihn nicht mit. gleichem Glück. Die Montenegriner erwehrten sich ihrer Feinde kräftig und geschickt und setzten ihren Kampf ausdauernd fort; in Serbien war der russische General Tschernajew zum Oberfeldherrn ernannt worden, zahlreiche russische Freiwillige eilten herbei und traten in die serbische Armee ein; eine Proclamation des Obergenerals an die Völker des Balkan ries dieselben für die heilige Sache des Slaventhumes auf und verhieß die Hilfe des russischen Brudervolkes. Aber die Erhebung der Bulgaren war bereits zu Boden geschlagen, und allein gelassen vermochten die Serben nicht, sich im Felde gegen die Türken zu halten. Diese drängten die in das türkische Gebiet eingedrungenen Serben baldigst zurück und brachen verheerend in Serbien ein. An Kämpfen von großer Heftigkeit fehlte es nicht. In mehrtägigen Schlachten wurde um den Besitz der Festung Alexinatz gestritten, allein die Türken behielten die Oberhand und schon im August konnte das verfrühte serbische Unternehmen als gescheitert angesehen werden. Ein Waffenstillstand, bei dessen Feststellung der Conflict

10. Theil 4 - S. 436

1880 - Stuttgart : Heitz
436 Neueste Geschichte. 3. Periode. Rechtsordnung des Staates und den Befugnissen der Kirche festgestellt werden. Das Streben der Regierungen, diese Abgrenzung zu finden und zu sichern — dem gegenüber der Widerstand der Hierarchie gegen eine solche Regulirung — diese Gegensätze haben den Streit hervorgerufen, für welchen die Bezeichnung Culturkampf üblich geworden ist. An eine Verfolgung der Kirche und ihres Glaubens ist dabei nicht gedacht worden. Unleugbar ist dieselbe in große Bedrängnisse gerathen, allein diese Nothstände haben ihre Ursachen nur in dem Widerstande der Priesterschaft gegen die Staatsgewalt; sie würden mit dem Aufhören dieses Widerstandes von selbst wieder verschwinden. Am lebhaftesten und in der entschiedensten Weise ist der Culturkampf in Deutschland, in der Schweiz und in Italien geführt worden. In Deutschland herrschte im ersten Drittel des gegenwärtigen Jahrhunderts in der katholischen Bevölkerung eine friedliche Kirchlichkeit, welcher auch die Geistlichkeit in ihrer Mehrzahl sich anschloß. Die deutschen Katholiken waren auch in jenen Tagen ihrer Kirche und der Uebung des religiösen Bekenntnisses in voller Treue zugethan, aber jene straffe Spannung des kirchlichen Lebens, wie sie sich späterhin gestaltet hat, war nicht vorhanden. Es waltete ein verträglicher Sinn, welcher im Verkehr mit den Andersgläubigen sehr freundliche Verhältnisse zuließ, nicht selten sogar hervorrief, und welchem der Gedanke an einen Zwiespalt oder wohl gar an einen Kampf mit der weltlichen Obrigkeit und den Ordnungen der Staatsgewalt nicht nahe kam. Dieser friedliche Geist zog sich allmählich zurück, eine stark ultramontane Haltung des Klerus und mit ihr auch oppositionelle Regungen wurden fühlbar, noch aber rief das Verfahren der preußischen Regierung gegen die Erzbischöfe von Cöln und von Posen (siehe S. 184) ein schreckbares Aufsehen hervor, als diese Kirchenfürsten in Festungshaft abgeführt wurden, weil sie sich weigerten, den Anforderungen eines Staatsgesetzes zu genügen. Mit dem kurze Zeit darauf, 1840, eintretenden Thronwechsel in Preußen wurde das energische Verfahren gegen die bischöfliche Opposition wieder eingestellt. König Friedrich Wilhelm Iv. gewährte der katholischen Kirche große Nachsicht; für die Angelegenheiten dieser Kirche wurde im Cultusministerium eine besondere katholische Abtheilung gegründet. Nirgends wohl erfreute sich das römische Kirchenwesen einer so unabhängigen Bewegung wie im preußischen Staate.
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